Kapitalwertmethode — Investitionen berechnen leicht gemacht

Was ist die Kapitalwertmethode? Eine Definition

Für die Beurteilung von Investitionen gibt es unterschiedliche Kennzahlen. Der Kapitalwert ist eine der am häufigsten eingesetzten Kennzahlen und stammt aus der dynamischen Investitionsrechnung. Die Kapitalwertmethode wird auch als Nettobarwert- oder NPV-Methode (Net Present Value) bezeichnet.

Deren Ziel ist es, leichter zu entscheiden, welche Investition vorteilhaft ist und sich gegenüber einer Alternative eher lohnt. Bei den Investitionen kann es sich zum Beispiel um den Kauf von Immobilien, Wertpapieren, Maschinen, Unternehmen oder Autos handeln.

Wie berechnet man den Kapitalwert?

Um Investitionen vergleichbar zu machen, werden alle Ein- und Auszahlungen zu einem Stichtag abgezinst. Dazu brauchen Sie den Kalkulationszinssatz, die Laufzeit und die Ein- und Auszahlungen. Dann ist es relativ einfach: Vom Ergebnis dieser Barwert-Berechnung ziehen Sie die Investitionskosten ab.

Der Kalkulationszinssatz entspricht dabei dem Zinssatz, den Sie bei einer alternativen Geldanlage erzielen. Das könnte der Zinssatz für Festgeld oder für einen Immobilienfonds sein. Bietet Ihnen die Bank ein Festgeld zu 4 % pro Jahr an, ist dies Ihr Kalkulationszinssatz für die Kapitalwertmethode.

Formel und Beispielrechnung zur Kapitalwertmethode

Frau Müller plant den Kauf eines Stockwerkeigentums für 100‘000 CHF als Kapitalanlage. Sie möchte die Eigentumswohnung in zwei Jahren für 110‘000 CHF wieder veräussern. Ihre Bank hat ihr angeboten, stattdessen das Geld als Festgeld für 4 % Zinsen anzulegen. Dies ist Ihr kalkulatorischer Zinssatz.

Maklercourtage, Notar- und Grundbuchgebühren sowie Steuern werden bei dieser Beispielrechnung zur Vereinfachung ausser Acht gelassen.

  • Kapitalwert = Barwert minus Investition
  • Formel: Kapitalwertmethode Formel

Legende:

  • KW = Kapitalwert (= Ziel der Berechnung)
  • I = Investition (hier: 100‘000 CHF)
  • A = Auszahlungen der Investition zum Zeitpunkt t (hier: einmalig 110‘000 CHF)
  • E = Einzahlungen der Investition zum Zeitpunkt t (hier: keine)
  • z = Kalkulationszinssatz (hier: 4 %, dargestellt als Dezimalzahl 0,4)
  • t = Laufzeit der Investition in Jahren (hier: 2 Jahre)

Es ergibt sich daraus:

  • Barwert = 110‘000 / 1,04² = 101‘701 CHF
  • Kapitalwert = —100‘000 + 101‘701 = 1‘701 CHF

In unserem Musterbeispiel fällt das Ergebnis positiv aus, d. h. die Investition in eine Immobilie lohnt sich für Frau Müller.

Läge der kalkulatorische Zinssatz nur 1 % höher, sähe die Rechnung so aus:

  • Barwert = 110‘000 / 1,05² = 99‘773 CHF
  • Kapitalwert = —100‘000 + 99‘773 = —227 CHF

In diesem Fall lohnt sich der Kauf des Stockwerkeigentums nicht. Die angenommene Mindestverzinsung wird durch die Investition in eine Immobilie nicht erreicht.

Interpretation der Ergebnisse

Grundsätzlich sind drei Ergebnisse bei der Kapitalwertmethode möglich:

  • Der Kapitalwert ist grösser als die Investition, d. h. im Plus. Mit diesem Ergebnis lohnt sich die berechnete Investition.
  • Der Kapitalwert ist gleich der Investition. Mit diesem Ergebnis erzielen Sie auf dem Finanzmarkt eine gleich hohe Rendite. Ihre Entscheidung sollten Sie daher von anderen Prämissen abhängig machen.
  • Der Kapitalwert ist niedriger als die Investition, d. h. im Minus. Das Ergebnis zeigt Ihnen, dass sich die Investition nicht lohnt. Sie erwirtschaften am Kapitalmarkt unter den gleichen Bedingungen höhere Gewinne.

Wichtig: Das Ergebnis hängt vor allem vom Kalkulationszins ab. Variieren Sie diesen, variieren Sie auch den Kapitalwert. Allerdings kann schon der um ein Prozent höhere Kalkulationszinssatz ein unrealistisches Ergebnis liefern.

Kapitalwertmethode: Vor- und Nachteile

Ein Vorteil der Kapitalwertmethode ist deren Einfachheit. In wenigen Schritten zeigt sie dem Investor, ob sich eine Massnahme lohnt oder der Kapitalmarkt bessere Chancen auf attraktive Renditen bietet. Zeitliche Perioden werden ebenso berücksichtigt, wie die angenommene Abzinsung.

Eine nachteilige Eigenschaft ist die zum Teil unrealistische Sicht auf den Kapitalmarkt. Es wird angenommen, dass die Soll- und Habenzinsen für den Investor identisch sind. Steuerliche Vorschriften bleiben ebenfalls unberücksichtigt.

Dennoch vermittelt die Kapitalwertmethode schnell und einfach eine Tendenz für oder gegen eine Investition.

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