Die Sozialraumorientierung und ihre 5 Prinzipien

Was bedeutet Sozialraumorientierung? Eine Definition

Unter Sozialraum versteht man einen räumlich abgegrenzten Ort, an dem man lebt und mit anderen Menschen in Kontakt kommt, z. B. Region, Stadtteil, Gemeinde, Wohnblock usw. Als Sozialraumorientierung wird ein soziales Fachkonzept bezeichnet, mit dem die Lebensbedingungen der Menschen innerhalb des Sozialraums verbessert werden sollen.

Das Konzept stellt Interessen, Stärken und Bedürfnisse der Bewohner in den Mittelpunkt, nach denen sich das Angebot eines Sozialraums richten sollte. Welche Hilfen und Unterstützungsangebote benötigen die Bewohner des Sozialraums und was können sie selbst dazu beitragen?

Beispiel Jugendhilfe

Zum Sozialraum junger Menschen gehören u. a. Schulen, Sportplätze, Einkaufszentren, Treffpunkte und soziale Netzwerke ebenso wie Orte, die bewusst vermieden werden. Mit zielgerichteter Hilfe sollen der Zusammenhalt und die Selbsthilfekräfte der Menschen innerhalb des Sozialraums gestärkt werden.

Herausfordernd für die Beteiligten sind dabei insbesondere Armut und Arbeitslosigkeit, demografische Entwicklung, Migrationsfragen und der digitale Wandel.

Die 5 Prinzipien der Sozialraumorientierung

Zugunsten der Sozialraumorientierung arbeiten Kooperationen, Einrichtungen, Dienste der Verwaltung, Institutionen der Bildung und Wirtschaft, der Wohnungswirtschaft, Kirche und private Initiativen zusammen.

Den Mittelpunkt ihres Handelns bilden dabei diese fünf methodischen Prinzipien:

  1. Orientierung an den Interessen und am Willen
  2. Selbsthilfekräfte und Eigeninitiative haben Vorrang
  3. Konzentration auf persönliche und sozialräumliche Ressourcen
  4. Aktivitäten sind überwiegend zielgruppen- und bereichsübergreifend
  5. Sinnvolle Kooperation und Koordination der sozialen Dienste

Orientierung an den Interessen und am Willen

Im Fokus dieses Prinzips steht, was Menschen antreibt und motiviert. Es geht also nicht darum, Methoden zu entwickeln, die eine Person von aussen antreiben, sondern herauszufinden, wo die Interessen und Leidenschaften der Beteiligten liegen.

Selbsthilfekräfte und Eigeninitiative haben Vorrang

Wie bereits beim Prinzip „Orientierung an den Interessen und am Willen“ werden auch hier die Eigeninitiative und Selbsthilfekräfte in den Mittelpunkt gestellt. Menschen innerhalb eines Sozialraums sollen nicht passiv von Dienstleistungen der Organisationen profitieren, sondern sich aktiv beteiligen. Fähigkeiten und Eigeninitiative der Menschen müssen gefördert werden, um unabhängig von sozialer Arbeit zu leben. Das Ziel ist es, so wenig professionelle Unterstützung wie möglich in Anspruch nehmen zu müssen.

Konzentration auf persönliche und sozialräumliche Ressourcen

Die individuelle Förderung hängt ab von den persönlichen Stärken, Kompetenzen und Potenzialen der Beteiligten und deren Sozialraum. Die eigene Einschätzung des Unterstützungsbedarfs wird durch professionelle Beratung und die Empfehlung von Anlaufstellen ergänzt.

Aktivitäten sind überwiegend zielgruppen- und bereichsübergreifend

Dieses Prinzip sagt aus, dass jeder Mensch trotz der Zuordnung zu Zielgruppen und zu einem bestimmten Sozialraum als Individuum betrachten werden sollte. Nicht allein die Durchschnittseigenschaften einer Zielgruppe sind massgeblich, sondern der individuelle Unterstützungsbedarf.

Sinnvolle Kooperation und Koordination der sozialen Dienste

Grundlage für funktionierende Einzelhilfen ist die Vernetzung der beteiligten Institutionen und Dienstleistungen. Oft stellen bedürftige Personen fest, dass die Anlaufstellen weder vernetzt sind noch abgestimmten Regularien haben.

Stattdessen stehen viele Einrichtungen in Konkurrenz miteinander. Je nach Fragestellung ist eine andere Organisation oder Organisationseinheit zuständig, mit dem Ergebnis, dass Fachkräfte aus unterschiedlichen Organisationseinheiten in einer Familie eingesetzt werden. Das Ergebnis sind meist widersprüchliche Aktivitäten und Empfehlungen.

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