Refinanzierung — Kapitalbeschaffung von Banken und Kreditnehmern

Was bedeutet Refinanzierung? Eine Definition

Den Begriff «Refinanzierung» verwendet man primär in Zusammenhang mit der Geldbeschaffung von Banken. Bei Unternehmen oder privaten Kreditnehmern bezeichnet die Refinanzierung den Zeitpunkt einer Umschuldung oder Anschlussfinanzierung. Ein Anschlusskreditvertrag ist notwendig, wenn die Zinsbindung des bestehenden Vertrages endet.

Auswirkungen der Refinanzierung bei Kreditinstituten

Eine der Hauptaufgaben einer Bank ist es, Kreditgeschäfte abzuschliessen. Das erfordert beim Kreditgeber eine ausreichende Liquidität. Eine Bank muss Geld beschaffen, um es an ihre Kunden weitergeben zu können. Die gängigsten 4 Methoden dafür sind:

  • Nutzung der Spareinlagen von Bankkunden
  • Verkauf von Kundenkrediten an Investoren
  • Kreditaufnahme bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB)
  • Kreditaufnahme bei anderen Kreditinstituten (Interbankenmarkt) oder am Kapitalmarkt

Wichtig: Eine der wirtschaftlichsten Varianten stellt die Finanzierung über langfristige Kundeneinlagen dar. Welche Möglichkeit zur Geldbeschaffung die Bank hat, hängt von ihrer Bonität ab. Banken in angespannter wirtschaftlicher Lage müssen oft schlechtere Konditionen hinnehmen. In jedem Fall wirkt sich der Refinanzierungsweg auf die Konditionen der Kunden aus.

Spareinlagen der Bankkunden

Besonders beliebt ist die Refinanzierung über Spareinlagen der Kundschaft. Dazu gehören Guthaben auf Girokonten und Kontokorrentkonten sowie Anlageprodukte, z. B. Tagesgeld und Festgeld, Sparbücher und Sparbriefe.

Mittel- und langfristig angelegte Gelder bieten die grössere Planungssicherheit, da es beispielsweise für Festgelder konkrete Fälligkeitszeitpunkte gibt. Es gilt: Die Bank muss jederzeit zahlungsfähig bleiben. Daher ist die Entnahme der Gelder aus kurzfristigen Kundenanlagen risikobehaftet. Das Institut muss stets über ausreichend Liquidität verfügen und ist verpflichtet, eine Mindestreserve vorzuhalten.

Verkauf von Kundenkrediten an Investoren

Auch Kundenkredite können Banken zur Refinanzierung nutzen. Voraussetzung für den Forderungsverkauf ist, dass die Kreditnehmer schriftlich (meist im Kreditvertrag) über diese Möglichkeit aufgeklärt wurden.

Gleichartige Forderungen werden dazu in der Regel gebündelt und an institutionelle Investoren abgetreten. In der Praxis bleibt diese Variante kurzfristigen Engpässen vorbehalten.

Kreditaufnahme bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB)

Eine weitere Alternative zur Refinanzierung ist für Banken die Kreditaufnahme bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Auch diese Refinanzierungsvariante wird primär bei kurzfristigen Engpässen eingesetzt. Dazu muss eine Bank ausreichende Sicherheiten hinterlegen, beispielsweise in Form von Tagesgeldkrediten oder Übernachtkrediten.

Kreditaufnahme bei anderen Kreditinstituten oder am Kapitalmarkt

Geschäftsbanken verleihen sich auch untereinander Geld. Im Interbankenmarkt stellen Banken mit Anlagebedarf den Instituten mit Refinanzierungsbedarf Kredite, Anleihen oder Pfandbriefe zur Verfügung.

Da die Kreditaufnahme am Kapitalmarkt besonders kostenintensiv und aufwendig ist, stellt sie eine Ausnahme dar.

Ob am Interbankenmarkt oder Kapitalmarkt — eine Hürde bildet der Refinanzierungszinssatz. Dieser darf nicht höher liegen als der vereinbarte Kreditzins des Bankkunden, sonst macht die Bank ein Minusgeschäft.

Auswirkungen bei Unternehmen und privaten Kreditnehmern

Seltener als in der Bankenbranche findet sich der Begriff «Refinanzierung» bei Unternehmen oder privaten Kreditnehmern (analog dem englischen Begriff «refinancing»). Hier bezeichnet er den Ersatz auslaufender Kreditverträge durch die Vereinbarung einer Anschlussfinanzierung. Unternehmen nutzen diesen Zeitpunkt häufig zur Veränderung ihrer Kapitalstruktur.

Refinanzierungen bergen Vor- und Nachteile. Kreditnehmer können die neue Darlehensvereinbarung im besten Fall zu einem günstigeren Zinssatz abschliessen, im Worst Case beinhaltet sie deutlich schlechtere Konditionen.

Wann refinanzieren Banken oder Kreditnehmer in der Praxis?

Nehmen wir an, eine Familie hat vor einigen Jahren ein Einfamilienhaus gekauft. Wegen der hohen Zinsen hat sie dafür einen Hypothekarkredit mit lediglich 5 Jahre Laufzeit aufgenommen. Nun steht der Ablauf des Kreditvertrages an.

Die Familie überlegt, wie sie den restlichen Kreditbetrag weiterfinanziert. Sie vergleicht die Angebote auf dem Kreditmarkt und entscheidet sich für die Refinanzierung über eine andere Bank. Die dort vereinbarte Anschlussfinanzierung läuft über 10 Jahre zu besseren Konditionen als bisher.

Die neue Kreditbank refinanziert den Betrag über die Spareinlagen ihrer Kunden. Sie gibt diese zu einem festen Zinssatz mit 10-jähriger Laufzeit an die Familie weiter. Ist danach ein Restbetrag übrig, können die Kreditnehmer diesen vollständig ablösen oder erneut refinanzieren.

Wann empfiehlt es sich, vorzeitig zu refinanzieren?

Eine Refinanzierung für Privatpersonen oder Unternehmen ist in vielen Kreditvereinbarungen (nicht in allen) auch ausserplanmässig möglich. Liegen die vereinbarten Konditionen einer langfristigen Finanzierung höher als der aktuelle Marktzins, kann sich eine Umschuldung lohnen. Allerdings fallen dafür Kosten an, die Kreditnehmer gegenüber der möglichen Ersparnis sorgfältig abwägen sollten.

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