Leverage Effekt und Leverage Risiko — das sollten Sie zum Hebeleffekt wissen

Was ist der Leverage Effekt? Eine Definition

Der Leverage Effekt wird auch als Hebeleffekt bezeichnet, denn Unternehmer steigern ihren wirtschaftlichen Erfolg durch gezielte Verschuldung. Konkret erzielen sie durch die Aufnahme von Fremdkapital anstelle des Einsatzes von mehr Eigenkapital eine höhere Eigenkapitalrendite. Es gilt: je grösser die Verschuldung, umso höher die Eigenkapitalrendite.

Diese Hebelwirkung setzt ein, wenn die erzielte Gesamtkapitalrendite höher als der Fremdkapitalzins ist. Der Leverage Effekt wird durch den steigenden Verschuldungsgrad und fehlende Investitionsmöglichkeiten begrenzt.

So berechnen Sie den Leverage Effekt

Leverage Effekt-Formel: EKR = GKR + (GKR-FKR) * (FK / EK)

Legende:

  • EKR = Eigenkapitalrentabilität
  • GKR = Gesamtkapitalrentabilität
  • FKR = Fremdkapitalrentabilität
  • FK = Fremdkapital
  • EK = Eigenkapital

Ein Beispiel:

  • Ein Schweizer Unternehmer hat 300‘000 CHF zur Verfügung, die er gewinnbringend investieren will. Es bietet sich ein Projekt an, das 10 % Rendite bringt, sodass er bei Projektende ein Plus von 30‘000 CHF verbuchen könnte.
  • Er überlegt, was ihm der Leverage Effekt bringt und investiert weitere 300‘000 CHF. Diesen Betrag stellt ihm seine Bank als Fremdkapital gegen 4 % Fremdkapitalzinsen p. a. zur Verfügung. Die Projektinvestition beträgt nun insgesamt 600‘000 CHF.
  • Nach einem Jahr endet das Projekt. Dem Unternehmer steht jetzt die Kompletteinlage plus 10 % Rendite zu, insgesamt 660‘000 CHF.
  • Davon ist die Kreditsumme von 300‘000 CHF plus der darauf entfallenden Zinsen von 12‘000 CHF (= 4 %) an die Bank zurückzuzahlen. Von den verbuchten 660‘000 CHF bleiben dem Unternehmer 348‘000 CHF.
  • Zieht man noch das Eigenkapital von 300‘000 CHF ab, bleiben erwirtschaftete 48‘000 CHF und somit eine Eigenkapitalrendite von 16 %.

Fazit: Der Leverage Effekt hat gegenüber der ursprünglich in Aussicht stehenden Eigenkapitalrendite von 10 % eine Steigerung um 6 % (=21‘000 CHF) bewirkt.

Welche Risiken hat der Leverage Effekt?

Die Hebelwirkung des Fremdkapitals begeistert manchen Unternehmer so sehr, dass er diesen Effekt dauerhaft nutzen möchte, um die Eigenkapitalrendite zu steigern. Tatsächlich bleiben die Möglichkeiten des Leverage Effekts aber begrenzt:

  • Kreditinstitute, Gläubiger und Investoren sehen eine dauerhaft hohe Fremdkapitalquote kritisch. Schliesslich erhöht ein hoher Verschuldungsgrad die Abhängigkeit des Unternehmens.
  • Auch wenn die gewinnorientierten Absichten nachvollziehbar sind, bewilligen Banken keine Kredite an Unternehmen mit zu hoher Fremdkapitalquote.
  • Investoren beobachten die Risiken eines hohen Verschuldungsgrades und der damit verbundenen Zinslast ebenfalls mit Misstrauen.

Zu Recht, denn fällt die Gesamtkapitalrentabilität in unserem Beispiel nicht so positiv aus wie erwartet, entwickelt sich der Leverage Effekt negativ. Bei nur 1,5 % Gesamtkapitalrendite (= 9‘000 CHF) überwiegen die Fremdkapitalzinsen (= 12‘000 CHF). Der Unternehmer muss 3‘000 CHF aus Eigenmitteln an die Bank zurückzahlen. Die Eigenkapitalrendite in unserem Beispiel beträgt jetzt ungeplante -1 %.

Leverage Effekt versus Leverage Risiko

Wer den Leverage Effekt für sich nutzen will, sollte sich bewusst sein, dass dieser die Eigenkapitalrendite überproportional beeinflusst — positiv und negativ. Wie sehr, wird von der Höhe der Verschuldung bestimmt. Bei ungünstigen Bedingungen vollzieht die Wirkung des Leverage Effekts eine 180-Grad-Wendung. Beispielsweise, sobald die Investitionsrendite über den Fremdmittelzinsen liegt.

Wer über die Steigerung seiner Eigenkapitalrendite mittels Verschuldung nachdenkt, sollte sich daher auch des Leverage Risikos bewusst sein. Denn nehmen Investoren und Banken eine distanzierte Haltung zu Ihrem Unternehmen ein, werden Investitionen unrealisierbar. Eine Negativspirale nimmt ihren Lauf. Setzen Sie den Leverage Effekt daher gezielt und moderat ein.

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