Leerstand in der Schweiz — was die Leerstandsquote für Anleger bedeutet

Was versteht man unter Leerstand? Eine Definition

Ungenutzte oder nicht vermietete Gebäude- und Grundstücksflächen werden mit dem Begriff «Leerstand» bezeichnet. Diese Flächen können im privaten oder öffentlichen Eigentum stehen. Das Bundesamt für Statistik (BfS) ermittelt jährlich den Leerstand von Wohnungen und Häusern in der Schweiz.

Als «leerstehend» gelten alle am Stichtag 01.06. eines Jahres zur Dauermiete oder zum Kauf angebotenen bewohnbaren Wohnräume, unabhängig davon, ob sie möbliert sind. Eingerechnet werden auch leer stehende Ferien- oder Zweitwohnungen, die verkauft oder für mindestens drei Monate vermietet werden.

Wie verändert sich die Anzahl der Leerwohnungen?

Die letzte Zählung des BfS im Juni 2023 ergab schweizweit 54‘765 Leerwohnungen/-häuser. Damit stehen 1,15 Prozent des gesamten Bestands an Wohnungen und Einfamilienhäusern in der Schweiz leer. Die Auswertung ergab zum dritten Mal in Folge einen Rückgang der Leerstandsquote.

Diese sank gegenüber dem Jahr 2022 um 10,9 Prozent. Betrachtet man nur Mietwohnungen, beträgt der Rückgang sogar 15,9 Prozent. Insgesamt gab es 6’731 weniger leere Wohnungen und Einfamilienhäuser als im Vorjahr. Der Trend aus dem Jahr 2021, bei dem der Leerstand von Eigentumswohnungen stärker abnahm als bei Mietobjekten, setzt sich weiter fort.

Leerwohnungsziffern der Schweizer Kantone 2023

Die Leerstandsquoten reichen zum Stichtag 01.06.2023 von moderaten 0,42 Prozent in Zug und Genf bis zu 3,17 Prozent im Kanton Jura:

  • Jura 3,17 %
  • Solothurn 2,39 %
  • Tessin 2,17 %
  • Neuenburg 1,85 %
  • Wallis 1,69 %
  • Appenzell Innerrhoden 1,59 %
  • Thurgau 1,45 %
  • Gallen 1,42 %
  • Aargau 1,40 %
  • Freiburg 1,38 %
  • Bern 1,33 %
  • Glarus 1,25 %
  • Appenzell Ausserrhoden 1,20 %
  • Schaffhausen 1,07 %
  • Basel-Stadt 1,07 %
  • Waadt 0,98 %
  • Luzern 0,96 %
  • Basel-Landschaft 0,92 %
  • Nidwalden 0,82 %
  • Uri 0,64 %
  • Graubünden 0,58 %
  • Zürich 0,53 %
  • Schwyz 0,50 %
  • Obwalden 0,43 %
  • Zug 0,42 %
  • Genf 0,42 %

©statista.com, BfS-Leerwohnungsstatistik 2023

Was bedeutet die Leerstandsquote für Anleger?

Anleger sollten insbesondere die Informationen des Bundesamtes für Statistik (BfS) beachten. Diese zeigt, dass der Leerstand im Vergleich zum Vorjahr in nahezu allen Kantonen rückläufig ist:

  • Mit einem Leerstandsminus von 23 bis 35 Prozent punkten die Kantone Glarus, Uri, Schaffhausen, Schwyz und Appenzell-Ausserrhoden.
  • Ein Minus von 10 bis 20 Prozent bei leerstehenden Objekten zeichnen die Kantone Waadt, Freiburg, Aargau, Neuenburg, St. Gallen, Thurgau, Tessin und Zürich aus.
  • Ein geringfügiges Plus dagegen mussten die Kantone Zug, Genf, Nidwalden, Jura, Luzern und Basel-Landschaft hinnehmen. Insbesondere die Kantone Zug und Genf überzeugen dennoch mit minimalen Leerwohnungsziffern.

Wohnungsinteressenten müssen sich in urbanen Lagen wie Zürich, Basel oder Genf in Geduld üben. Wohnraum ist knapp und begehrt. Währenddessen müssen sich Eigentümer in weniger beliebten Regionen etwas einfallen lassen, um ihren Wohnraum zu vermieten. Einkaufsgutscheine und kostenfreie Mietmonate werden immer häufiger zusätzlich zum Mietvertrag angeboten.

Zurückzuführen ist die sinkende Leerstandsquote u. a. auf eine gestiegene Wohnungsnachfrage in der Schweiz. Diese setzte bereits in der Corona-Pandemie ein. Seitdem haben sich die Arbeitsbedingungen durch die Einführung von Homeoffice-Modellen verändert. Diese Entwicklung führt zu grösserem Wohnraumbedarf. Zusammen mit dem Rückgang der Bautätigkeit der vergangenen beiden Jahre nehmen freie Miet- oder Kaufobjekte vielerorts deutlich ab.

Tipp: Wer sein Geld in Immobilien investieren will, sollte sich vorher intensiv über die aktuelle Leerstandsituation und die der letzten Jahre in der anvisierten Region informieren. Eine fundierte Kenntnis des Marktes kann Ihnen helfen, ausgereifte Entscheidungen zu treffen und Risiken besser zu verstehen.

Faktoren für eine umfassende Investitionsentscheidung

Als potenzieller Anleger sollten Sie im Kontext Leerstand die folgenden Aspekte berücksichtigen, um eine umfassende Analyse des Schweizer Immobilienmarktes durchzuführen.

  1. Regionale Unterschiede: Neben den Kantonen können auch innerhalb eines Kantons erhebliche regionale Unterschiede beim Leerstand auftreten. Es könnte hilfreich sein, sich nicht nur auf kantonale Daten zu konzentrieren, sondern auch spezifischere Informationen auf regionaler Ebene zu suchen, um eine genauere Analyse durchzuführen.
  2. Mietpreisentwicklung: Die Entwicklung der Mietpreise in Verbindung mit dem Leerstand kann zusätzliche Einblicke bieten. In Regionen mit geringem Leerstand und hoher Nachfrage können die Mietpreise tendenziell steigen. Dies könnte für Investoren von Bedeutung sein, um potenzielle Renditen zu prognostizieren.
  3. Bautätigkeit und Bauprojekte: Informationen über geplante Bauprojekte und die allgemeine Bautätigkeit in einer Region können Aufschluss darüber geben, ob in absehbarer Zeit ein zusätzliches Angebot auf den Markt kommen wird. Dies kann die zukünftige Leerstandsquote beeinflussen.
  4. Bevölkerungsentwicklung: Die demografische Entwicklung in einer Region, einschliesslich Zuzug und Bevölkerungswachstum, kann die Nachfrage nach Wohnraum beeinflussen. Ein anhaltendes Bevölkerungswachstum könnte die Leerstandsquote weiterhin niedrig halten.
  5. Wirtschaftliche Indikatoren: Die wirtschaftliche Situation einer Region, einschliesslich Arbeitsmarktbedingungen und Wachstumsprognosen, kann sich auf die Immobiliennachfrage auswirken. Eine prosperierende Wirtschaft könnte zu einer höheren Nachfrage und geringerem Leerstand führen.
  6. Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen: Gesetzliche Regelungen und Steuerpolitik können erheblichen Einfluss auf Immobilieninvestitionen haben. Es ist wichtig, sich über aktuelle Gesetze und steuerliche Rahmenbedingungen zu informieren, um potenzielle Auswirkungen auf die Rendite zu verstehen.

Die Berücksichtigung dieser Faktoren kann Ihnen eine umfassende Perspektive auf den Immobilienmarkt in der Schweiz bieten.

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